11. Sep 2023

Das war das 17. qualityaustria Gesundheitsforum

Die Zukunft des Gesundheits­systems hat begonnen

Foto (v.l.n.r.): Dr. Werner Paar, CEO Quality Austria und Dr. Günther Schreiber, Gesundheitsexperte bei Quality Austria © Anna Rauchenberger 

„Improve your system! Nachhaltige Gesundheitssysteme für eine sichere Zukunft.“ Unter diesem Titel trafen sich rund 100 Expert*innen am 6. September beim 17. qualityaustria Gesundheitsforum in Wien und virtuell vor den Bildschirmen. Mediziner Günther Schreiber, Gesundheitsexperte bei Quality Austria, beleuchtete in seiner Keynote aktuelle Herausforderungen des Gesundheitssystems. In Kleingruppen-Workshops erarbeiteten die Teilnehmer*innen mögliche Lösungsansätze für verschiedene Problemstellungen.

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Unser Gesundheitswesen steht auf dem Prüfstand. In ganz Europa spitzen sich gesamtgesellschaftliche und spezifische Herausforderungen immer mehr zu. Personalmangel, belastende Arbeitsbedingungen, KI & Digitalisierung, Risikomanagement, Umwelt- und Klimaschutz – die Liste ist lang. Beim 17. qualityaustria Gesundheitsforum suchten Expert*innen nach Antworten und Lösungsansätzen. „Die großen Fragen sind, wie wir es schaffen, gesund zu bleiben, gesund zu werden, mit Krankheiten zu leben und das Lebensende zu bewältigen. Diese vier Kernbereiche sind die wichtigsten Gründe dafür, dass Menschen Behandlungen in Anspruch nehmen“, fasste qualityaustria Gesundheitsexperte Günther Schreiber die drängendsten Fragen zusammen. Das Verständnis für die Behandlungsgründe ist wichtig, sind sie doch ausschlaggebend dafür, wo sich Menschen helfen lassen – in Ambulanzen, Gesundheitszentren oder bei praktischen Ärzt*innen.

Lenkungseffekte sind dringend gefragt, denn in Österreich werden laut Studien 33 Prozent der Gesamtausgaben im Gesundheitsbereich für stationäre Behandlungen aufgewendet. Das ist mehr als im EU-Durchschnitt. Eine Möglichkeit, um einen Lenkungseffekt zu erzielen, sieht Schreiber in der Weiterentwicklung von Kompetenzprofilen in Hinblick auf die Aufgabenteilung. Dadurch können auch Ausbildungserfordernisse frühzeitig an zukünftige Strukturen und Anforderungen angepasst werden und dem Arbeitskräftemangel entgegenwirken.

KI als Entlastung für Gesundheits- und Pflegeberufe

Richtig eingesetzt kann Künstliche Intelligenz (KI) die Arbeitsbedingungen verbessern. Beispielsweise werden bereits heute bei der Versorgung von Patient*innen auf Intensivstationen VR-Technologien eingesetzt, um selbständige Übungen im Bett zu ermöglichen. KI verkürzt auch die Dauer von Untersuchungen. Sie kann etwa den Zeitaufwand für den Scan eines Lungen-CTs von 3,6 Minuten auf 0,7 Minuten reduzieren. Darüber hinaus steigert KI die Effizienz und nimmt dem Gesundheitspersonal Verwaltungsaufgaben ab. Der Dokumentationsaufwand behandelnder Ärzt*innen beträgt aktuell drei Stunden pro Tag. KI kann die benötigte Arbeitszeit bereits heute um 45 Prozent reduzieren. Das verschafft Ärzt*innen und Pflegepersonal den notwendigen Spielraum, sich auf ihre eigentlichen Aufgaben zu konzentrieren.

Risikofaktor Digitalisierung: NIS 2.0

Die Digitalisierung bietet neben vielen Chancen auch gewisse Risiken. Die Netz- und Informationssicherheits-Richtlinie der EU geht in die zweite Runde und versucht hier gegenzusteuern. Harald Erkinger, Geschäftsführer der CIS - Certification & Information Security Services GmbH, gab Empfehlungen, um die Unternehmensrisiken zu reduzieren. Laut dem Bericht „Cybersecurity in Österreich“ von KPMG gab es in den letzten 12 Monaten um 201 % mehr Cyberangriffe als im Vorjahr. 100 % der Unternehmen waren Phishing-Attacken ausgesetzt. Wie ausgereift die Betrugsmaschen sind verdeutlicht, dass es sich bei 88 % der Angriffe um CEO Fraud handelte. 33 % der Unternehmen wurden Opfer von Ransomware, waren also aus ihren eigenen Systemen ausgesperrt. Das führte zu Betriebsunterbrechungen von mindestens einer Woche. Hier herrscht dringender Handlungsbedarf: „Um Sicherheitsvorfälle bewältigen zu können, braucht es ein Konzept für Risikoanalyse und die Sicherheit für Informationssysteme. Vor allem sind Maßnahmen zur Aufrechterhaltung des Betriebs notwendig, zum Beispiel ein verlässliches Back-up-Management“, erläuterte Erkinger.

Der Experte empfiehlt zu klären, in welchem Rahmen Unternehmen von der neuen NIS-Richtlinie betroffen sind, dafür rechtzeitig Ressourcen einzuplanen und vor allem die Verantwortlichkeit zu definieren. „Es sollte eine Person im Unternehmen für die Umsetzung der Regelungen operativ hauptverantwortlich sein“, so Erkinger. Die CIS bietet akkreditierte Schulungen für Informationssicherheits-Manager*innen und -Auditor*innen an.

Green Hospitals für ein nachhaltiges Gesundheitssystem

Dass das Gesundheitssystem ein entscheidender Faktor der grünen Wende ist, beleuchteten Florian Heffeter, Geschäftsführer der UNITY Austria GmbH, Elisabeth Muckel (Bild: Mitte), Projektleiterin bei der UNITY AG und Tina Treppe (Bild: links), Prokuristin der KLINIK BAVARIA Kreischa, in ihrem gemeinsamen Vortrag. „Das Gesundheitssystem kann und muss einen wichtigen Beitrag zur Klimasituation leisten. Die Frage ist, warum nicht schon längst großflächige Aktivitäten am Laufen sind“, sagte Florian Heffeter.

Der Ressourcenverbrauch bei Strom, Wasser und Wärme ist in Spitälern und Kliniken enorm. Eine große Klinik verbraucht im Jahr fast so viel Energie wie eine Kleinstadt, wobei ein einzelnes Bett in etwa dem Verbrauch von drei bis vier Einfamilienhäusern entspricht. Die Expert*innen sehen dringenden Handlungsbedarf bei der Reduktion, Wiederverwendung und Wiederverwertung von Materialien und orten bei Strom ein durchschnittliches Einsparungspotenzial von 40 Prozent, bei Wärme von 32 Prozent sowie 10 bis 15 Prozent beim Wasserverbrauch. „Das Gesundheitswesen muss vom Teil des Problems zum Teil der Lösung werden. Wir empfehlen dringend, mit Umsetzungsmaßnahmen zu beginnen und Nachhaltigkeitsstrategien zu schaffen und zu operationalisieren“, sagte Heffeter. „Oft leiten einzelne Personen oder Abteilungen kleinteilige Maßnahmen ein. Wichtig ist ein ganzheitlicher und strategischer Blick und ein Zusammenspiel aller Einzelmaßnahmen, die im besten Fall von einem gezielten Veränderungsmanagement flankiert werden“, führte der Experte weiter aus. Um die grüne Wende im Gesundheitsbereich zu schaffen, müssen alle an einem Strang ziehen und den Veränderungsprozess in seiner Gesamtheit begreifen. Im „Green Hospital“ müssen alle Bereiche im Sinne von ESG (Environment, Social, Governance) berücksichtigt werden.

 

„Dadurch und durch die Schaffung von 'Healing Environments' wird ein Nutzen für Regionen, Patient*innen und Mitarbeitende geschaffen, der nachhaltige Wirkung erzeugt“, ist Heffeter überzeugt.  „Krankenhäuser scheuen sich oftmals vor Investitionen in Nachhaltigkeitsvorhaben, doch diese rechnen sich bei guter Konzeption immer: ökonomisch und ökologisch“, so der Experte abschließend.

Veränderung geht nur gemeinsam

Beim 17. qualityaustria Gesundheitsforum kam in diesem Jahr neben den Vorträgen auch ein Workshop-Format zum Einsatz. In Kleingruppen setzten sich die Teilnehmenden mit den Themen IT Security (NIS 2.0), ISO 13485, ISO 15189 und Risikomanagement auseinander. Ein Ansatz, um die Zukunft unseres Gesundheitssystems gemeinsam zu gestalten. „Veränderung und stetige Weiterentwicklung schaffen wir nur gemeinsam, in einem ständigen Austausch. Es liegt an uns, Erfahrungen und Best Practice-Beispiele miteinander zu teilen, Standards und Modelle zu entwickeln, diese zu evaluieren und die Politik damit zum Handeln zu bewegen“, sagt Günther Schreiber.

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