13. Jul 2019

Pioniere aus der Praxis, Wissenschaftler und Studierende im Dialog.

FutureLAB „Qualität in der Circular Economy“

Das qualityaustria FutureLAB fand am 13. Juni 2019 im Institute for Integrated Quality Design (IQD) zum Thema "Qualität in der Circular Economy: Cradle-to-Cradle – Lebenswegbetrachtung – Gesunde Produkte" an der Johannes Kepler Universität Linz (JKU) statt.

Der interaktive Halbtagesworkshop wurde von Julia Schmitt, MSc und Prof. Dr. Erik Hansen rund um das Thema Qualität in einer Kreislaufwirtschaft gestaltet. Erik Hansen, Leiter des IQD und DI Axel Dick, MSc, Prokurist der Quality Austria - Trainings, Zertifizierungs und Begutachtungs GmbH, begrüßten die gut 30 Teilnehmer in den Räumlichkeiten des IQD. Eine bunte Mischung aus Industrie, Verbänden und der (Nachwuchs-) Wissenschaft, reiste aus allen Teilen Österreichs und sogar Deutschland und der Schweiz an, um ihr Wissen zur Kreislaufwirtschaft aufzubauen oder in einer engagierten Diskussion zu teilen.

Zunächst setzte Erik Hansen den Rahmen für die beiden Impulsvorträge von Dr. Henning Wilts, dem Leiter Kreislaufwirtschaft vom Wuppertal Institut (Wuppertal, Deutschland) und Herrn Andreas Röhrich, dem Direktor für Produktentwicklung und Innovation bei Wolford (Bregenz). Kreislaufwirtschaft sei ein globales Wirtschaftssystem, das Wirtschaftswachstum und Entwicklung vom Verbrauch endlicher Ressourcen entkopple. Materialien werden darin unterteilt in Verbrauchsprodukte, die sich während der Nutzung auflösen und Gebrauchsprodukte, die in geschlossenen Stoffkreisläufen immer wieder genutzt werden können. Dies erfordere neue Kenntnisse und Fähigkeiten in Bezug auf Produktgestaltung, dem Schließen von Produktlebenswegen und sektorübergreifende Zusammenarbeit. Ein zentraler Aspekt dabei sei toxische Substanzen aus den Produkten herauszubringen, die sich nicht nur schädlich auf die Arbeitnehmer-, Konsumentengesundheit und das Ökosystem auswirken, sondern auch die Wiederverwendung der Materialien und Recyclingkreisläufe in Gefahr bringen. Denn es gelte hier für Materialien dasselbe wie für Personen: man sieht sich immer zweimal!

Geschlossene Lebenswegbetrachtung als Rahmenbedingung für Unternehmenserfolg

Dr. Henning Wilts, vom renommierten deutschen Think Tank Wuppertal Institut erweiterte den Rahmen mit der Fragestellung wie die Transformation zur Kreislaufwirtschaft die Rahmenbedingungen für Unternehmenserfolg verändert. Dazu grenzt er zunächst die Abfallwirtschaft (Entsorgungssicherheit) von der Kreislaufwirtschaft (Ressourcensicherheit) ab.

Bild: Andreas Röhrich (Wolford)

Eine Lebenszyklusanalyse könne einen integrierten Blick auf den Ressourcenverbrauch legen. Die Ergebnisse und deren Interpretation aber seien stark vom Setzen der Systemgrenzen abhängig und könnten nicht immer zu konsistenten Ergebnissen führen. Als illustratives Beispiel zeigt er auf, dass beim Einkaufen die Art der Anreise 2-5x und das Produkt selbst bis zu 100x klimarelevanter sind als das Plastiksackerl an der Kasse. Dafür sei dessen Verbleib in der Umwelt höchst bedenklich, wenn es aus dem Sammelkreislauf herausfalle. Seine zentralen Thesen sind:

  • Kreislaufführung von Produkten wird vom Kunden erwartet – nicht deren potentielle Kreislauffähigkeit.
  • Das „transparente“ (d.h. nachvollziehbare) Produkt wird ein notwendiger Standard um eine ganzheitliche Bewertung von Ressourcen, Herstellung, Nutzung und Endverwertung zu ermöglichen.
  • Produkte mit Rezyklatanteilen werden billiger.
  • Kreislauforientierte Geschäftsmodelle werden immer wettbewerbsfähiger.

Best Practice Innovation und Qualität in der Kreislaufwirtschaft

Wie die Kreislaufwirtschaft konkret umgesetzt werden kann, zeigte Andreas Röhrich vom österreichischen Qualitätshersteller für Strumpf- und Feinwäsche Wolford auf. Auf der Suche nach Innovationspotentialen in der Modeindustrie habe Wolford Materialzirkularität und -gesundheit für sich entdeckt. Seit diesem Jahr sind die Vorarlberger die erste Firma weltweit, die Produkte sowohl für den biologischen wie auch den technischen Kreislauf mit dem Cradle-to-Cradle Label – der Zertifizierung für die Kreislaufwirtschaft – auf höchsten Niveau zertifiziert haben.

Bild: DI Christian Mayr (Kunststoff Cluster Oberösterreich)

Die Aurora Linie zeichnet sich durch die bekannte Wolford Qualität und hohen Tragekomfort aus. Darüber hinaus kann die Kundin das Produkt in einem der Wolford Läden zurückgeben, wenn sie es nicht mehr möchte. Die Materialien werden anschließend zurückgewonnen und wieder zu einem gleichwertigen Produkt verarbeitet.

Dies ist das Ergebnis eines fünfjährigen Innovationsprozesses in dem Wolford zentrale Herausforderungen habe lösen müssen, zum Beispiel, dass es so gut wie keine Materialien wie Garne oder Farbstoffe gab, welche die hohen Qualitätskriterien für geschlossene Kreisläufe erfüllt haben. Daher könne Wolford ihre Cradle-to-Cradle Produkte bislang auch nur in schwarz anbieten. Für Röhrich waren die Erfolgsfaktoren im Cradle-to-Cradle Projekt:

  • Mitarbeiter zu finden mit Innovationsgeist, Motivation und Beharrlichkeit.
  • Eine enge Kollaboration mit der lokalen Textilwertschöpfungskette.
  • Eine offene Zusammenarbeit mit Experten und Universitäten.
  • Schulungen von allen im Prozess Involvierten, intern wie extern.

Wisdom of the Crowd – Qualität in der Kreislaufwirtschaft

Nach den beiden Vorträgen, arbeiteten alle Teilnehmer in Kleingruppen aus, welche Herausforderungen auf die Qualitäts- und Umweltmanager von morgen zukommen werden. In angeregten Diskussionen wurden die Themen Qualität in einer Circular Economy, Lebenswegbetrachtung und Cradle-to-Cradle eingehend beleuchtet. Zentrale Ergebnisse waren hier, dass eine Transparenz über den gesamten Lebensweg (inklusive Materialgesundheit, Reparieren und Remanufactoring) benötigt werde und eine Materialqualität erreicht werden müsse, die geschlossene Materialkreisläufe ohne downcycling ermöglicht.

Die Teilnehmer haben sich mit viel Engagement untereinander ausgetauscht und so eine tiefgreifende Reflektion des Themas Qualität in der Circular Economy ermöglicht. Mit der Gelegenheit zum Networking fand das FutureLAB mit seinen angeregten Diskussionen einen entspannten Ausklang.

Autoren

Univ.-Prof. Erik G. Hansen
Leiter des Institute for Integrated Quality Design (IQD) der JKU Linz

Julia Schmitt, MSc
Universitätsassistentin
Institute for Integrated Quality Design (IQD) der JKU Linz

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Ausgewählte Quellen

 

Weiterführende Links

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